
War es nicht erst gestern gewesen, wo ich das kleine Wesen vom Krankenhaus mit nach Hause genommen hatte? So viel Zeit ist seit dem vergangen. So viel hat sich verändert in unserem Leben. Und doch kommt es einem vor, als wäre es erst gestern gewesen.
Der erste Schultag und die Konfirmation sind Meilensteine, die einen wehmütig machen, aber auch mit Stolz erfüllen. Was haben wir zusammen schon alles erreicht?! Wir haben uns durch harte Zeiten geboxt und alles hinter uns gelassen. Mein Sohn, so willensstark und trotzig wie ich. Er wird seinen Weg gehen und ich bin so stolz ihm Wege und Möglichkeiten aufzeigen zu dürfen. Wahnsinn, wenn der eigene Sohn, der doch gestern noch so klein war, plötzlich als chicer junger Mann neben einem steht. Wow, ich glaube das macht jeder Mutter stolz, oder?
Bevor mich die Emotionen hier aber wieder komplett übermannen, mache ich mal lieber Schluss mit der Gefühlsduselei. Hier geht's ja schließlich ums Nähen. Und wie ihr Euch denken könnt, habe ich jede Menge im Vorfeld gebastelt und genäht. Einladungskarten, Tischkarten, Tischdeko, Girlanden ... und natürlich mein Kleid. Oh graus.
Erst wollte ich ein Kleid nähen, dann habe ich in meinen Terminkalender geschaut, mir die Preise für schöne Kleiderstoffe angeschaut und gedacht: Das lässt Du mal schön bleiben. Das lohnt sich nicht. Also wollte ich mir stressfrei ein Kleid kaufen, denn preislich gibt sich das nichts. Doch wie immer wenn ich einen Plan habe, kommt es anders. Ich entdeckte diesen tollen blauen Kleidertaft bei Alfatex und er war so saumäßig reduziert, dass ich nicht dran vorbei konnte. Also gekauft und doch ans Werk gesetzt. Der Schnitt ist aus der Burda. Eigentlich ist es ein Sommerkleid aber ich fand es so traumschön.

Was bei anderen allerdings ganz toll aussieht, muss einem selber ja nicht unbedingt stehen. Zum einen habe ich ja immer noch den Winterspeck auf den Rippen und von daher gesehen, wäre es sicher von Vorteil etwas weniger Haut zu zeigen. Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Und dann könnte der Schnitt für meine Figur nicht unvorteilhafter ausfallen. Meine ohnehin schon wenige Brust kaschiert der Schnitt ganz wunderbar. Dafür betont die Weite des Rockes mit den vielen Falten am Bund sehr schön meine ohnehin etwas üppig ausfallende Hüfte. Prima. Also im Geschäft hätte ich das Kleid angezogen und wieder weg gehangen. Aber nun hatte ich mir ja die ganze Arbeit gemacht, also habe ich es auch angezogen. Das Oberteil musste ich vom Prinzip komplett ändern. Enger machen und die Träger ein ganzes Teil schmaler. Sie waren so breit, dass die Falten regelrecht Beulen schlugen. Und wo wir grad bei Falten sind: Der Stoff sieht wunderschön aus, er schimmert mal blau, mal schwarz. Sehr edel. Auf den Fotos kommt das gar nicht so toll rüber. Aber er knittert. Er knittert so furchbar und außerdem hat sich das Kleid ständig statisch aufgeladen, so dass es mir am Bein klebte. Also von wegen Falten rausstreichen war nicht. Alles in allem finde ich das Kleid eine komplette Vollkatastrophe. Genauso katastrophal wie der morgen der Konfirmation. Die Brotlieferung war nicht komplett, der Krawattenknoten vom Sohn wollte nicht sitzen, das Kleid suboptimal. Es ging drunter und drüber, die Frisur saß nicht. Bahhhh.

Aber: Es war ein wunderschönes Fest. Und ich bin wieder einmal froh, dass ich meine Familie habe und gute Freunde auf die ich mich immer verlassen kann. Hachz. Ende gut. Alles gut.

...und außerdem muss auch nicht immer alles perfekt sein. Wenngleich ich mir nicht sicher bin, ob ich das Kleid nochmal tragen werde, so hat mir das Nähen großen Spaß bereitet. Als ich anfing mit Nähen, habe ich mit dem Stoff entschieden, was ich nähen möchte. Mittlerweile suche ich die Nähprojekte nach der Herausforderung aus. Zwar ist an dem Kleid auf den ersten Blick nichts groß dran, dennoch fand ich es ein spannendes Nähprojekt. Das Kleid ist natürlich gefüttert. Im Innenfutter konnte ich ein altes Erbstück meiner Oma vernähen. Von ihr habe ich einige Futterstoffe bekommen. Es hat mich wahnsinnig gefreut, dass ich gerade für diesen Anlass etwas davon verwenden konnte. Der nahtverdeckte Reißverschluss ist auch etwas was ich nicht all zu oft anwende, ebenso wie das Futter. Meistens näht man ja doch legerere Projekte. Zum allerersten Mal habe ich hier mit Stäbchenband gearbeitet. Das Oberteil wird mit dem Band und den darin enthaltenen Stäben an den Seiten und hinten stabilisiert. Das Band lässt sich übrigens sehr komfortabel verarbeiten.
Das nächste Kleid werde ich dann aber wohl doch lieber nach der Paßform wählen und auf Nummer sicher gehen.
Einen lieben Gruß
Eure Colle

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